Offener Brief

Offener Brief an den Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland Herrn Scholz

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,

voller Sorge beobachten wir die sich ständig verschärfende Entwicklung im militärischen
Konflikt zwischen der Ukraine und Russland. Unsere Heimatstadt Plauen und das Vogtland
wurden im zweiten Weltkrieg sehr stark zerstört und die Folgen sind noch bis heute zu
spüren. Wir verurteilen die militärische Aggression Russlands, bewerten jedoch Ihre
Entscheidung zur Lieferung von Kampfpanzern unterschiedlich. Besonders besorgt uns, dass
nur noch über militärische Optionen diskutiert wird und diplomatische Lösungen scheinbar
keine Rolle mehr spielen. Kaum ist die Entscheidung zu Kampfpanzern gefallen, beginnt die
Diskussion um Kampfjets und Langstreckenraketen.
Wir haben Ihre Rede im Bundestag so verstanden, dass Sie die Lieferung von Kampfjets und
den Einsatz von deutschen Soldaten in der Ukraine als „Rote Linie“ sehen, die von
Deutschland keinesfalls überschritten werden darf. Für diese Haltung möchten wir Ihnen
unsere volle Unterstützung aussprechen!

Gleichzeitig bitten wir Sie, dass Sie jetzt die Initiative ergreifen, um einen Waffenstillstand
und nachfolgend eine diplomatische Lösung dieses Konfliktes zu erreichen. Stoppen Sie die
Eskalationsdynamik, die uns alle immer weiter in Richtung eines 3.Weltkrieges treiben kann.
Machen Sie den direkten Konfliktparteien klar, dass ein Ende von Tod und Zerstörung in der
Ukraine nur auf dem Verhandlungsweg erreichbar ist. Beide Seiten müssen endlich
begreifen, dass man zwar Maximalforderungen bei Verhandlung stellen kann, jedoch der
Beginn von Verhandlungen nicht von der vorherigen Erfüllung dieser Maximalforderungen
abhängig gemacht werden darf.

Deutsche Bundeskanzler wie Willy Brandt über Helmut Schmidt bis zu Helmut Kohl
betrachteten immer Realpolitik und Friedenspolitik als eine untrennbare Einheit. Am Ende
führte das zur Wiedervereinigung unseres Landes. Vor über 60 Jahren haben John F. Kennedy
und Nikita Chruschtschow in einer ähnlichen Situation die Größe gezeigt, eine
Eskalationsspirale zu stoppen und ein drohendes Inferno abzuwenden. Die Bürger dieses
Landes können in dieser Situation nur darauf vertrauen, dass auch die heutige
Politikergeneration in der Tradition dieser Politiker handelt und sich Ihrer Verantwortung für
den Weltfrieden bewusst ist.

Wir verbinden mit diesem Offenen Brief die Hoffnung, dass Sie als Bundeskanzler der
Bundesrepublik Deutschland dieses Vertrauen weiter stärken.

Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Lösche Hellfried Unglaub